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Bruder Esel

Bruder Esel

Ich  weiß  noch,  wie  mich  in meinen  ersten  Gruppen  und Therapien  dieser  Satz  irritiert  hatte: „Lass  dich  ganz  in  deinen  Körper  gehen.“ Genervt  hatte  mich  das!  Ich  war  doch  im Körper – wo  sonst  hätte  ich  sein  sollen?

Irgendwann merkte  ich  dann, dass mein Bewusstsein  mehr mit  meinen  Gedanken und  der  Außenwelt beschäftigt  war,  als  mit  dem  Spüren.  Es  war  so  ein Gefühl,  wie es  der  Heilige  Franz  von Assisi  mal  beschrieben  hatte,  der  seinen Körper „Bruder Esel“  nannte. Mein  Kopf sitzt  obendrauf, ich  bin  eigentlich  dieser Kopf  und  der Körper  da  unten trägt mich brav  durch  die  Gegend.

  

Zu  erkennen, dass  mein  Bewusstsein  sich aus  dem Körper  zurückgezogen hatte, war  für  mich  ein persönlicher  Meilenstein  in meiner  Entwicklung.  In  meiner Praxis, in  den  Gruppen  sage  ich nun  diesen  Satz  zu  anderen. Denn, dass unser  Bewusstsein  nicht im  Körper weilt,  ist  zutiefst  menschlich und  deshalb ein  weit verbreitetes Phänomen. Im  von mir  praktizierten  Pfad des  Tantrayoga  geht  es  ausschließlich  darum, in  Kontakt  mit  der  Realität  zu  sein, was  nichts  anderes  heißt, als das  Körperbewusstsein zu  erlauben. 

 

In der  Körperpsychotherapie  arbeiten  wir an einer  Grenze, die zwischen intellektuellem Verstehen, was  oft  ganz  leicht  und  schnell  geht, und dem Körpergefühl verläuft. Sie wird errichtet, um Schmerz abzupuffern.  Bei traumatischen  Erfahrungen wird das Bewusstsein aus dem Körper  abgezogen und konzentriert sich ganz im Kopf, der  versucht, es zu halten und zu kontrollieren.  Auch jeder verdrängte Impuls äußert sich als Anspannung im Körper -  und  zwar  von  der  ersten Babyzeit  an  bis  zu  diesem  Moment.   

Ziel der  körperorientierten Therapiearbeit ist es, Selbst- und Körpererfahrung in Einklang  – und die ursprüngliche Vitalität wieder in Fluss zu bringen. Dafür  ist  es  unumgänglich, dass  auch schwierige  Gefühle, alte „Löcher“, wieder spürbar werden. Wenn wir  Atemzug  für  Atemzug  damit  entspannen, uns  damit  bewegen und  so  Kontakt  halten, anstatt  wieder  in den  Verstand  zurückzuflitschen,   entsteht ein profundes und konstantes Kerngefühl des eigenen Selbst, weil es im Körper verwurzelt ist. 

Zum  Hineinschnuppern  in  diese  Art der  inneren  Arbeit  gibt  es  für  Frauen das  Wochenende “Tanz der  Göttinnen- Frausein feiern“. Und selbstverständlich ist dies das Fundament meine psychotherapeutischen Einzel-Arbeit. Welcome!

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