Therapie-Angebot

Sexualitätssprechstunde

Manchmal braucht man nur ein Puzzlesteinchen, um weiter zu kommen, eine fachkundige Information, einen Rat. Oder es gibt ein Problem, über das man mit niemand anderem reden kann – dann ist der vertrauliche und diskrete Rahmen einer Beratung das Richtige. Sie bekommen sachkundige Informationen zu Ihrem Anliegen. Ich zeige Ihnen Möglichkeiten, wie Sie selbst damit weitermachen können. Ich gebe Ihnen, wenn es erforderlich ist, Perspektiven und Rat für weiterführende Unterstützung.

Behandlungsziele in der Sexualitätssprechstunde

  • Antworten auf Fragen zu Anatomie und den Möglichkeiten sexuellen Erlebens (Beratung, Information)

  • Eine reale Einschätzung der eigenen Situation hinsichtlich Sexualität – Entkräftung übernommener Idealbilder, Entlastung von Leistungsdruck (Beratung, Information, Gesprächstherapie, systemische Primärarbeit)

  • Erspüren und Akzeptieren der eigenen Bedürfnisse- die „Erlaubnis“ dafür, etwas haben zu wollen. (Gesprächstherapie, integrative Körperarbeit)

  • Den eigenen Körper besser wahrnehmen, Stärkung/Entwicklung von Körpergewahrsein in Beckenboden und Genitalien (Integrative Körperarbeit)

  • Heilungsprozesse nach traumatischer Erfahrung- die eigene sexuelle Integrität begründen – erotisches Selbstvertrauen aufbauen (Gesprächstherapie, integrative Körperarbeit, Ökotherapie)

  • Verbesserung der Kommunikation in der Partnerschaft (Beratung, Paarberatung)

Weibliche Sexualität

 

Neulich sprach mich mit freudig glänzendem Blick eine alte Freundin auf der Straße an. Sie schaute bedeutungsvoll auf meinen entspannten prämenstruellen Bauch und sagte: „Ach, ein Baby, freut mich für dich  !“ Reflexartig zogen sich meine Bauchmuskeln zusammen und ich ertappe mich seitdem wieder  öfter dabei, dass ich ihn einziehe. Gestern Abend in der Wanne betrachtete ich missmutig meinen Beinschwabbel. Das wird mehr. Ich sollte endlich regelmäßig Sport treiben, meldet sich eine Stimme in mir. Entsprechend ruppig war dann auch das anschließende Eincremen der so beanstandeten Glieder. Meinem Mann hätte ich  so  eine funktionale Einreibung nicht zugemutet. Jede Frau, die ich kenne, betreibt auf irgendeine Art Bewertungen ihres eigenen Körpers. Sie flammen täglich mehrmals auf, äußern sich in  kleinen fiesen Gedanken und  kritischen, lieblosen Blicken in den Spiegel.  Sie hinterlassen ein Gefühl von Unzulänglichkeit als Grundstimmung im Gemüt.

Die Ideale werden uns Frauen von den Medien geliefert. Wenn wir uns an ihnen  messen, können wir nur verlieren – und dennoch läuft dieses Programm ab.

Ein anderer Kontext, in dem wir auf unseren Körper aufmerksam werden, ist der von Krankheit und Schmerz. Wenn wir verspannt und verstimmt sind, steigt die Körperwahrnehmung. Bei Symptomen werden wir wach und beachten die Körperteile, in denen es nicht mehr funktioniert. Die Aufmerksamkeit für uns selbst ist dann geprägt von Angst oder Sorge und hat ein Ziel: wieder wie vorher zu sein. 

 

Dann gibt es einen Bereich im Leben, da wünsche ich mir, dass die Natur selbst käme und einen magischen Hebel umlegen würde: In der Sexualität möchte ich Sinnlichkeit, Sensibilität und Lust in meinem Körper erleben. 

 

Sexualität ist aber nicht zu trennen von der Fähigkeit, sich insgesamt dem Leben zu öffnen.  In dem Maß, wie ich überhaupt fähig bin, meinen Körper und die Welt um mich herum wahrzunehmen, mich durchdringen zu lassen, entspannt zu sein mit dem was geschieht,  bin ich auch sexuell berührbar und empfindungsfähig. Das gilt für Männer wie für Frauen es gilt für das gesamte Spektrum der Geschlechter. Diese Kunst wird im  ursprünglichen Tantra gelehrt – einer uralten Bewusstseinsschule mit starken weiblichen Wurzeln.

 

 

 

Vom alten Stress zum sinnlichen Menü

Was wir sexuell empfinden ist ein Menü, das wir eigenhändig im täglichen Leben zubereiten. Wenn die Zutaten zu unserem Körpermenü aus Selbstkritik, Ruppigkeit, Beurteilungen, Angst und Funktionalität bestehen, wird die erotische Suppe auch danach schmecken.

Um in diesem Küchenbild zu bleiben- wir kochen uns in jedem Moment dieses Gericht und geben fiese Ingredienzien hinein- Ungenießbares, Bitters, oft sogar Giftiges. Viele Zutaten sind einfach fad, ohne jeden Geschmack- unbeseelter Füllstoff,  – wer kennt nicht diese Stunden, in denen die  ganze Aufmerksamkeit im Kopf ist und der Körper nur eine unwichtige Nebenrolle hat- z.B. indem er  mich in die Lage versetzt, aufrecht zu sitzen und mit den Fingern auf meiner Tastatur zu tippen.  Wenn die Sehnsucht nach mehr Lebendigkeit, mehr Sinnlichkeit und Körperglück  zu uns durchdringt, wünschen wir uns eine Fee herbei, die  diesen Sud verwandeln soll. Weil sie nicht kommt, verteilen wir den Frust – ein Teil kommt wieder in die eigene Suppe und einen anderen bekommt unser Partner verpasst- sollte der nicht eigentlich dafür sorgen, dass die Liebe und der Sex schön wird?

 

Wenn wir gleich auf dem Markt frisches Obst und Gemüse sehen, Erdbeeren und Spargel, Salat und zarte Möhrchen, können wir uns von diesen Früchtchen erinnern lassen an die Suppe, die wir mit uns selbst köcheln.

 

Die Praktiken für ein sinnliches Körpergefühl sind – wie alle guten Rezepte- einfach.

Momente, in denen ich innehalte, tief durchatme und meine Umgebung wahrnehme – den Duft, die Temperatur, die Kleidung, die sich auf meiner Haut anfühlen  lässt, Geräusche, die nah und fern sind. 

Ein liebevolles Ausstreichen meines Gesichtes – jetzt- von der Mitte des Kopfes mit sanften Fingern herabrieseln, die Ohren, den Hals, dabei  ausatmen und einen kleinen Seufzer  in die Atemluft hineingeben.

Das Entspannen meines Unterbauches – ihn raushängen lassen und den Raum meines Beckens wahrnehmen, den Beckenboden, mein Geschlecht, diese unteren Lippen – sie lächeln lasen, indem ich die  Muskeln  ganz fein und  zart bewege...

Bewusstheit ist das Zauberwort für eine erfüllte Sexualität- Bewusstheit in allem was ich tue.  Das Modewort dafür ist Achtsamkeit.

 

 

Wir haben das Patriarchat noch immer im Programm

 

Als westliche Menschen  sind wir in vieler Hinsicht vom Patriarchat geprägt. Was und wie Sexualität- und vor weibliche Sexualität sein soll, wurde und wird auch heute noch von Vorstellungen geprägt, die mit dem tatsächlichen Erleben von Frauen wenig zu tun haben. Frauen sind gedemütigt worden in allen Facetten des nach außen sichtbaren Lebens. Als Frauen haben wir in unzähligen Generationen gelernt uns für das, was wir natürlicherweise sind,  tief zu schämen: für unsere  Körper, unsere Sexualität, unsere Menstruation, unsere Fähigkeit zu Geburt und Tod.

Das  Patriarchat hat jedoch nicht nur den Frauen wehgetan -

welche Wunden und Demütigungen der Mann in dieser Epoche patriarchaler Herrschaft wirklich davongetragen hat, ist noch gar nicht erforscht. Wir tanzen – als Männer und Frauen- unseren Lebenswalzer auch immer auf der kollektiven Plattform.  Wenn man die Gegebenheiten unseres Innenlebens mit Metaphern aus der Computertechnologie ausdrückt, dann ist es so, dass wir das Patriarchat auf der Festplatte haben. Die Spuren und Folgen der Unterdrückung des Weiblichen in Mann und Frau sind  in die Struktur unserer Psyche eingezeichnet. Vor allem sind sie in jeder Zelle unserer Körper gespeichert! Wir haben ein Bioprogramm, das mit patriarchalen  Daten gespeist ist. Um noch ein wenig in diesem Bild zu bleiben, können wir uns vorstellen, dass neue Software ( Ideen, Gedanken,Sehnsüchte), die wir mit viel Geduld zu  installieren versuchen ( lesen, verstehen, reden),  einfach auf dieser Hardware ( unsere Körper, Geninformationen,  Zellerinnerungen) nicht läuft.

 

Softwarepakte einer erfüllten Sexualität wären sicher die beliebtesten neuen Programme.  Wenn es trotz größter Aufklärung und Bemühung nicht funktioniert zwischen Mann und Frau, das Liebeslager  nach wie vor periodisch zum Schlachtfeld gerät, dann dominiert die alte Hardware. Wenn wir irgendetwas ändern wollen an dem Zustand, in dem wir sind- wenn wir Sehnsucht haben nach mehr, wenn wir uns  Erfüllung wünschen und Glück, Heilung und Tiefe, gibt es immer nur einen Ort, von wo wir starten können.

Das ist da, wo wir jetzt gerade sind.  In unserem Körper.  In möglichst liebevoller Anwesenheit dort. Um Präsenz und Bewusstheit in unsere Körperzellen zu bringen.

Nur von hier aus ist es möglich, ein bisschen tiefer zu  sinken, in die Wahrheit dieses Momentes, die Wahrheit meiner Situation. Und damit zu entspannen. Zum Beispiel jetzt, in diesem Moment. Aufhören zu lesen, einen tiefen Atemzug nehmen, die Farben der Umgebung wahrnehmen, die Schultern entspannen, lächeln. In den Körper hineinspüren mit einer freundlichen Haltung, so wie man eine liebe Freundin begrüßt – in dem Bewusstsein, dass dieser leckere Moment auch die erotisch Speisekarte zieren wird- und Augen schließen!