Gerade sitze ich in der Morgenstille meiner Küche und lausche. Das Ticken der Uhr, draußen krächzen ein paar Krähen. In mir höre ich ein lautes Chaos aus Gefühlen und ratternden Gedanken. Ich möchte rufen: Hey, erinnere mich bitte jemand an meine eigenen Teachings, an das, was Gewissheit in mir war, an den Weg in das Vertrauen! Gerade fühle ich es überhaupt nicht.
Wenn das Leben mit uns hart umgeht, brutale Veränderung und Unsicherheit uns schütteln – dann vergessen wir den Weg. Dann können wir uns das Wort, das uns hilft, nicht selber sagen.
Das Mentale hilft uns, Möglichkeiten abzuwägen, doch wenn wir verunsichert sind, ist das Denken eine Falle. Zweifel. Stories. Erwartungen. Selbstkritik ... - das Mentale kann eine Scheinrealität erschaffen, in der wir gefangen sind - mit heftigen Auswirkungen auf unsere Gefühle und den Körper. Das verbraucht enorm viel Energie - wie ich gerade selbst mit mir erleben kann. Was also tun? Tiefer rutschen – hinunter in den Körper? Ok. Ich probiere es.
Und lausche auf meinen Atem.
Das Ausatmen führt mich hinab. Raus aus dem Kopf. Beim Einatmen umarmen die Lungen mein Herz, beim Ausatmen rutsche ich in mein Becken, meine Wurzeln. So wohltuend, lange auszuatmen. Ich lasse los. Ja, hier bin ich. Dünnhäutig, durchgemangelt, wund - zart gehalten im Atem des Lebens, in fragiler Öffnung, in einem Moment der Empathie mit mir selbst. Es ist beides da. Vertrauen meldet sich. In den letzten fünf Jahren ging ich privat durch die schmerzhaftesten Herausforderungen und Verluste meines bisherigen Weges und stecke noch mittendrin. Zugleich war meine Meditation noch nie so tief, war meine Arbeit als Therapeutin noch nie so maßgeschneidert, intuitiv, so aus der Tiefe und Weite des Seins heraus. So leicht.
Präsenz im Körper zu erleben ist die Basis, um in direktem Kontakt zu sein, mit all dem, was ist, hier und jetzt. Mit dem was ich spüre. Mit der komplexen Realität, die das Leben mir gerade gibt. Und in Momenten dieses Kontaktes, da sind wir Vertrauen pur.
In meiner Küche wird es jetzt lauter, der Tag erwacht, ich höre Autos fahren. Es weckt Liebe in mir, wenn ich anerkenne, wie schwierig es ist, ein Mensch zu sein. Wie herzzerreißend zart und zugleich brutal es sein kann.
Ich habe immer in intimer Verbindung mit meinen eigenen Tiefen als Mensch gearbeitet. Es hilft, mein Gegenüber zu verorten und aus dieser Resonanz heraus sprechen. Oft sage ich: „Das ist ein schwieriger innerer Ort, an dem du bist. Ich bin selbst schon dort gewesen. Schwer, das auszuhalten. Im Moment wissen wir noch nicht, welchen Weg du finden wirst. Aber ich begleite dich mit meiner Gewissheit, dass du es schaffen wirst.“
Es gibt viele Wege, wie wir uns verbinden können mit dem Vertrauen, das alles enthält. Gerade eben bei mir war es das Ausatmen. Ich bin auch zwischendurch draußen gewesen und habe einige Minuten die Esche umarmt. Meine Wange an ihre kühle harte Haut gelegt.
Es ist die Leidenschaft meines Lebens, all die Wege zu erforschen und mit dem Menschen mir gegenüber den passgenauen zu entdecken.
Und in dem Moment, wo mir meine eigene Sicherheit und mein Vertrauen weg brechen, brauche ich jemanden, der mich daran erinnert.
Und heute warst Du das.
In meiner Küche bringt gerade ein Sonnenstrahl Licht und Freude.
Und so möge es sein- für mich und für Dich und für uns alle.
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