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Mit beiden Händen

Mit beiden Händen

 

Ich sage das so oft in den Therapiesitzungen. Ich sage es meinem alten Vater und erinnere meine Freundin daran. Ich sage es zu mir selbst- und jetzt sage ich es zu Dir.

 

Wenn Dir etwas bewußt wird- was für eine Chance. Du erkennst vielleicht die Wahrheit einer Situation. Deine eigene Schönheit oder einen Fehler, den Du gemacht hast. Vielleicht erkennst Deine Genzen oder die Tiefe Deiner Gefühle für jemanden. Dir werden prägende Muster aus Deiner Kinderzeit bewußt und Deine Sehnsucht nach etwas, was Du vermisst hast. Was es ist auch ist: Wenn das Bewußtsein für etwas erwacht, das ist eine besonderer Moment. Es ist nicht identisch mit dem Denken, es ist tiefer, umfassender. Es ist die Quelle. 

Eine Gnade, wenn wir in Kontakt sind damit. Es ist wie ein Tor, das sich öffnet, in der Burg des ängstlichen denkenden Ich.

Doch es ist auch ein kritischer Moment. Unsicher. Neu. Was tun wir damit? Oft passiert folgendes: Das Ich, oder das ewig kritische Überich bemächtigt sich dieser neuen Erkenntnis. Und haut sie uns um die Ohren. „Schönheit? So ein Blödsinn. Fehler erkannt- schäm Dich! Grenzen, ja- aber wieso kannst Du die immer noch nicht setzen? Tiefe Gefühle- das ging noch nie gut! Kindheitskram? Andere hatten es schlimmer. Sehnsucht- ja, ist klar, aber warum tust Du nichts?“

 

Kommt Dir das bekannt vor? Wie Dein Kopf die kostbaren Einsichten raubt und gegen Dich verwendet? 

Dann schau mal einen Moment auf Deine Hände. Stell Dir vor, das Bewußtsein ist die eine Hand- schau sie Dir an, sie ist lebendig, sie bewegt sich, sie hält einen Schatz. 

Und dann schau auf die andere Hand. Diese Hand ist die Liebe.

Sie berührt vorsichtig den handrücken der anderen und führt Dein bewußtsein mit samt dem Schatz zur Mitte Deiner Brust. Wo Dein spirituelles Herz darauf wartet, den Schatz in Empfang zu nehmen.

 

Ist Dir das zu salbungsvoll? Dann sag ich es handfester: Du hast zwei Hände. Und Du brauchts beide. Schau Dir das, was Du erkennst mit Freundlichkeit an. Denn Bewußtsein ohne Liebe führt zu Stress. Es ist ein Rohrkrepierer. Bewußtsein mit Liebe – oder Güte, oder wenigstens „ok, so ist es wohl“ ist ein Weg in die Lösung, ins Lebendigsein, ins Wachsen und gedeihen. 

 

Um das zu verankern, kannst Du „Bewußtsein“ und „Liebe“ mal eine Weile in jeweils eine Handfläche schreiben. Jedesmal, wenn Du es siehst, nimmst Du einen Atemzug und erinnerst Dich daran, dass die beiden zusammengehören. Wenn sich dann nächstes mal das Tor öffnet, nimmst Du Dich freundlich an die Hand. Ah! So ist das also. Du staunst. Du läßt Dich in Ruhe. Es darf SEIN.

 

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