Folge Deinem Stern
Auf jeder Reise brauchen wir Orientierung. Die Zeiten, in denen wir uns nach den Sternen richteten sind vorbei, heute haben wir ein Navi vor der Nase. Wenn es um die große Lebensreise geht, brauchen wir beides- gute Landkarten zur Selbsterforschung und etwas, das größer ist als wir.
C.G. Jung prägte dafür den Begriff „Individuationsweg“. Es beginnt mit einem Schaufensterbummel und der Frage: Wer bin ich, so an der Oberfläche, im Kontakt zur Welt, wie komme ich rüber? Um dann zum Inneren Haus zu führen, wo es in den Keller geht: Mein Unbewußtes, mein Schatten. Impulse, die ich nicht gelebt habe bisher, Eigenschaften, für die ich mich schäme, Traumata, die ich dort eingelagert habe.Auch Schätze, von denen ich nichts weiß.
Dann beginnt eine lange Wanderschaft- wir lernen, mit diesem Wissen umzugehen. Wunderbare Picknickpausen, wenn wir es anwenden und zu unserem Gegenüber sagen können: „Wow, mein Neid auf das, was Du hast, war wohl eine Schattenprojektion- ich habe das auch in mir, lebe es aber nicht!“ Oder: „ Sorry, ich war gerade schroff, hat gar nichts mit Dir zu tun, das kam aus meinem Einmachglas mit altem Schmerz.“
Es geht über Berg und Tal, manchmal verlaufen wir uns, gehen zurück. Unweigerlich geraten wir in Prüfungen und Krisen. Plötzlich kommen wir mit all dem Wissen nicht mehr weiter.
Dann brauchen wir das Vertrauen in etwas, das größer ist, als unser Ich, samt Schatten und Gelerntem. Jung nannte dieses Größere das „Selbst“ – unsere Wahre Natur, mitsamt dem göttlichen Geheimnis des Lebens und seiner enormen Intelligenz.
Es spricht zu uns - durch unsere Träume , in kreativen Prozessen und in besonderen Momenten, wo wir spüren: Ja, das ist wahr. Denn das Selbst ist die Quelle unsere ureigenen Sehnsucht nach Reifung, nach Entfaltung, nach „Selbstwerdung“. Individuation ist der Weg, auf dem wir mehr und mehr werden, was wir wirklich sind. So wie eine Eichel in sich das zelluläre Wissen darüber hat, wie sie zu einer Eiche wachsen wird- so gibt es auch in unseren Zellen diese Wachstumsimpulse, die auf etwas Größesers zielen als das, was unsere Prägung scheinbar vorgibt. Wenn wir uns mehr und mehr dorthin orientieren, dann folgen wir unserem Stern und finden den Weg durch schwieriges Gelände- persönlichund auch kollektiv. Dies zu erforschen, zu leben und in meiner Arbeit fruchtbar zu machen ist meine Berufung und Freude.
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