Es sollte doch wohl nichts leichter sein für mich, als einen text zum Thema Selbstliebe zu verfassen. Sie ist als zentrales Thema der rote Faden meiner Arbeit, seit 30 Jahren. Und doch sitze ich mit einem Unbehagen da.
Einerseits ist es so einfach. Die Wirklichkeit des Lebens ist Liebe. Unser tiefinnerstes Wesen ist Liebe. Sie ist die Blüte am grünen Zweig des Lebens, sie wurzelt in der Wirklichkeit, untrennbar- wir sind Liebe. So kommen wir auf die Welt.
Wir sind als Kinder existentiell angewiesen auf Liebesresonanz. Wir bekommen sie nicht. Es gehört zum Menschien, dass wir Trennung von Liebe und Einheit erleben und es ein oft mühsamer Weg ist, dies überhaupt zu erkennen. Man könnte sagen, dass unser Ich „Liebe in anspannung“ ist. Es fühlt sich getrennt an. Aus dieser Perspektive des „ich“ sehen wir die Wirjlichekit nicht so, wie sie ist, sondenr nehmen sie durch den Filter unserer Anspannung wahr. Dann ist Liebe die Gabe, die durchscheint, wenn es uns mal gelingt, die Wirklichkeit so sehen zu können, wie sie ist.
Die wohl komplizierteste Liebesbeziehung der Welt ist die,
die wir mit uns selbst haben.
Ich schreibe hier gerade mitten aus dem Herz des Wuivenkraft Frauentrainings.
Wir haben heute in der Gruppe über tiefe Prägungen der weiblichen Identität gesprochen- schmerzhafte Imprints, die Körperwahrnehmung, Akzeptanz und ein Wohlfühlen verhindern. Es gibt eine große Sehnsucht danach, endlich anzukommen, endlich in Frieden zu sein, spüren zu können, einverstanden zu sein, jenseits all der Wertungen und Ansprüche. Wir haben heilsame Übungen gemacht, mit Präsenz und Liebe gearbeitet, getanzt, berührt, gespürt und sind dann lange im warmen Wasser herumgeschwebt. Das Wuivenkraft Jahrestraining ist ein Weg, um Selbstliebe zu lernen. Ein Teil des Weges ist es, neue Erfahrungen zu machen, in diesem Feld von Achtsamkeit. Ein anderer Teil ist es, einen klaren Blick auf die tiefe Illusion zu werfen, die wir allesamt haben.
Selbstliebe ist die Fähigkeit, die Wirklichkeit so ins Auge fassen zu können, wie sie ist.
Das ist der schwierigere Teil. Warum? Weil die Illusion so sehr Teil von uns ist, dass wir sie schwer erkennen.
Wir betreiben zunehmend eine gewaltige Ausbeutung unserer eigenen Kraft, indem wir Selbstoptimierung zur Lebensmaxime machen . Wir glauben hartnäckig, dass es, wenn wir uns genug anstrengen, die richtigen Tools haben, den richtigen Partner, die perfekte Ausrichtung usw- ja, dass wir es dann irgendwann geschafft haben. Und glücklich sind und uns lieben.
Wir leugnen die schmerzlichen und wenig glamourösen Wahrheiten. Als da wären: ich werde keinen perfekten Körper bekommen. Das Leben ist nicht immer fair. Es gibt Aufstieg und Fall. Meine Lebenskraft ist begrenzt. Wenn ich ständig unter Strom stehe, werde ich kollabieren.
Selbstliebe ist gerade nicht das Ziel einer großen Anstrengung- sondern das wache Bewußtsein dieser Anstrengung und das Anerkennen meiner Normalität und Menschlichkeit, meiner Grenzen.
Es geht darum, die Wirklichkeit so sehen zu können, wie sie ist. Global gesehen ist vielen von uns klar: Raubbau, immerwährendes Wachstum, Leugnung der Begrenztheit von Ressourcen führen in den Kollaps. Bei uns selbst ist schwerer zu erkennen. Doch auch wir sind regenerative Systeme- auch unsere Kraft muß nachwachsen.
Liebe ist das Gegenteil von Selbstoptimierung.
Liebe ist der Funke in uns, der uns erkennen läßt, was uns von der Liebe trennt.
Ein Hineinentspannen in die Liebe ist nur möglich, wenn ich meine Anspannungn und Illusionen mit Liebe erkennen kann.
So- jetzt hab ich geschrieben, was mir wichtig war. Die Teilnehmerinnen sind gerade draußen in der Natur- der größten Therapeutin überhaupt.
Interessierte Frauen können noch im August ins laufende Jahrestraining einsteigen. Herzliche Frühlingsgrüße, Antje Uffmann
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