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Bin ich ok?

 

Die Welt um uns ist sehr laut und fordernd geworden. Der Mainstream fördert die Angst, schickt uns in die mentale Arena der Selbstbeargwöhnung. Wir alle kennen die verzweifelten Versuche, Sicherheit durch Festhalten, Anstrengung und Selbstverbesserung zu finden. Wenn ich den spirituellen Marktplatz anschaue, sehe ich es auch dort -spirituelle Praxis als Methode, um besser zu funktionieren- als ginge es auf dem spirituellen Weg um das Erlangen einer idealeren Lebenslage. Und das ist ok. Es ist sehr menschlich. Die Sehnsucht nach einer Pause, einem Ausatmen und Ankommen ist immens. Doch die Desillusionierung ist sehr schmerzhaft. Was, wenn ich doch schon alles tue- achtsam bin, Yoga mache, auf dem Weg bin- und dennoch ist mein Leben ein Chaos? Was, wenn ich zwar weiß, dass es gut wäre, zu meditieren und es nicht mache? Wie gnadenlos unser innerer Kritiker dann zuschlägt! 

Es ist nicht möglich in einem idealen Leben anzukommen. Weil der Ort, nach dem wir uns sehnen, viel tiefer und real ist: 

Liebe, die das Chaos umarmt. 

Sie ist die Antwort auf die ängstliche Frage und die tiefste Anspannung in uns: Bin ich ok? Mit allem? Auch mit meinem Mist, der Verstrickung und dem Blödsinn, den ich mache? Wenn ich es vergeige? Erfolglos bin? Schlaff? Unbelehrbar? Depressiv? 

Mein tiefstes Anliegen als Mensch und Therapeutin ist es, dort verwurzelt zu sein. In diesem „Ja“ der Offenheit für das Leben, wie es ist. Keine Konzepte zu haben, sondern aus der Wahrheit des Augenblicks zu sprechen. Anzuerkennen, wie verschieden wir alle sind, und wie kostbar und einzigartig jedes Leben ist. Wie grundrichtig eine jede, ein jeder, ist, auf ihrem Weg, in ihrem Sein.Denn das ist die Medizin, die wir brauchen- dieses Wissen, (manchmal nur Ahnen), dass wir ok sind in der Tiefe. Grundsätzlich und bis in jedes Detail hinein liebenswert sind. Und so- genau so -und nicht ein Quäntchen anders, vom Leben so gewollt sind. 

Schatten und Güte, Schmerz und Freude, Gedankenmist und Körperglück, Fliegen und Bruchlanden, Umarmen und Wegrennen, Scham und Gekicher, Tiefe und Blödsinn, gebrochenes Herz und heilendes Herz.

Spirituelle Praxis, wie ich sie in mehr als 30 Jahren erforsche, ist vor allem eine Entspannung.

Hinein in eine sehr zärtliche Liebesumarmung unserer Menschlichkeit. Inmitten der Unruhe und den Zumutungen unseres Alltags. 

Ja, sagt die Liebe. Ich bin ok. 

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