Frühjahrskur mit Frau Weisheit

 

Es wird immer schwieriger, bei all den Informationsfluten und Anforderungen, die das Leben an uns stellt, zentriert und balanciert zu bleiben. Nun, es fluten auch täglich zahlreiche Infos an uns heran, die uns sagen, wie wir das erreichen können. 

Dann scheint es so einfach zu sein – halte Dich auf bestimmte Weise fit und beweglich, ernähr Dich nach xy, meditiere, detoxe, energetisiere und transformiere Dich!

 

Und wenn es nicht funktioniert? Wenn ich es gar nicht erst schaffe? Pssst – mal unter uns – das ist ziemlich normal, dann ist ein großer Druck da!

 

All das nährt nämlich zwei fundamentale menschliche Irrtümer.

Da wäre zum einen der tief verwurzelte Glaube, dass ich so, wie ich gerade bin, nicht okay bin. Zum Beispiel so gestresst, schokosüchtig, antriebslos … Und wenn ich mich nicht mit dem, was ich fühle, auf freundliche Weise wahrnehmen und akzeptieren kann, ist das schmerzlich. Wenn ich mir dann stattdessen ein Selbstoptimierungsprogramm aufpfropfe, wird im Inneren eine tiefe Verweigerung spürbar. Pssst – das kennst Du – trotz besseren Wissens nicht zum Sport gehen, den grünen Smoothie stehen lassen, weiter daddeln anstatt zu meditieren. Ja! Diese Verweigerung ist weise! Was? Ja, denn sie kommt aus den Tiefen der Seele, aus dem wahrhaftigen Bedürfnis, so, wie ich bin, sein zu dürfen. Es ist offenbar gerade nicht möglich. Das autonome Nervensystem hat auf den Stress reagiert und in den Notmodus geschaltet. Dorsaler Vagus, Totstellreflex. Da hilft kein "hopp, jetzt aber los!" vom Verstand. Es weise zu verstehen- die Komplexität unseres Körper, des Menschseins , des Lebens - das hilft.

Die Weisheit in uns möchte uns in Kontakt bringen mit unseren tieferen Bedürfnissen. Das kann niemand anders für uns tun.

 

Also steht vor der Frühjahrskur das weise Spüren nach innen. Wie geht es mir? Was tue ich gerade? Wie fühle ich mich dabei? Welches Bedürfnis habe ich? Wonach sehne ich mich? Wenn ich aus dem heraus dann etwas tue, wird es gelingen.

 

Ach ja, der zweite Irrtum ist die Illusion der Kontrolle. Dass wir es im Griff haben können, wenn wir uns nur genügend anstrengen. Das suggeriert der Mainstream – auch der esoterische. Doch es gibt in uns Menschen ein Wissen darum, dass das Leben größer ist, und wir es nicht kontrollieren. Es gibt Schmerz und Dunkelheit genauso wie Glück und Licht. Das Leben ist nicht immer fair. Diese Weisheit wächst in uns mit den Lebensjahren. Sowohl in der spirituellen als auch der psychologischen Tradition ist es der Archetyp der Weisheit, der uns in den Kontakt mit dem Leben führt. In der Psychotherapie arbeiten wir gezielt an der Stärkung dieser Kraft.

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Kommentare: 1
  • #1

    Tinka (Montag, 03 Februar 2020 01:37)

    Ach, wie entspannend. Antje, ich liebe Deine Texte! Danke! Schreib weiter.