Im vergangenen Jahr war ich jedesmal besonders berührt, wenn ich mit Menschen draußen in der Natur war, um therapeutisch zu arbeiten. Oder am Telefon, in der Videosprechstunde oder wenn ich im Regen per „walk und talk“ mit Klient:innen durch den Wald ging.
Was mich so berührte?
Es ist die Kraft, auch unter erschwerten Bedingungen dran zu bleiben.
Diese Zauberzutat des Lebens, die uns dazu bringt, weiterzumachen, den Weg zu gehen, die Schritte, die möglich sind. Obwohl Angst uns lähmt, Perspektiven und Pläne zerfallen. Wir ohne Umarmungen leben, ohne das Lächeln der anderen zu sehen. Obwohl wir unter erschwerten Bedingungen arbeiten, bis zur Erschöpfung. Oder insolvent sind. Obwohl wir die furchtbaren Daten des Klimawandels sehen und die erschreckende Ignoranz. Obwohl die Lösungen noch nicht fertig sind und wir es uns irgendwie im Ungemütlichen aushaltbar machen müssen. Und doch: wir gehen auf die Lösung zu.
"Wenn du dir die Forschung ansiehst, die zeigt, was heute auf der Erde geschieht, und nicht pessimistisch bist, dann schaust du nicht auf die richtigen Daten. Wenn du aber die Menschen in dieser namenlosen Bewegung triffst und nicht optimistisch bist, dann hast du kein Herz", sagt Paul Hawke, Vordenker einer ökologischen Wirtschaft.
Und so geht es mir auch in der Therapie. Es ist wichtig, die realen Daten zu sehen und das Problem zu erkennen. Aber wenn ich als Therapeutin mit einem Menschen zusammensitze, dann schaue ich nicht lange auf das Problem, sondern ich schaue in das, was dahinter ist.
Das Herz. Das Bewusstsein, die Flamme, die diese Frau, diesen Mann dazu gebracht hat, sich auf den Weg zu machen, um über das Problem hinauszuwachsen.
In uns allen sind diese persönlichen Kräfte, die bewußt sind oder nicht. Die vielleicht noch nie so richtig die Sonne gesehen haben, aber in der Tiefe waren sie immer da. Sie sind verbunden mit der Basis allen Lebens, sie gehen über das persönliche hinaus, das macht sie so kraftvoll.
Den Blick darauf zu lenken ermöglicht einen radikalen Perspektivwechsel. Wir sehen uns dann nicht mehr isoliert, sondern in Resonanz- mit den anderen Menschen und mit dem Leben selbst. Das durch uns die nächsten Schritte ermöglicht. Und machmal erscheint der Weg erst in dem Moment, in dem wir den Fuß aufsetzen.
Danke euch allen.
Möge die Frühlingsluft uns inspirieren!
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